Endlich komm ich jetzt mal dazu, Euch von meinen letzten Urlaubstagen auf den Philippinen zu berichten. Und von meinen Erlebnissen mit dem Taifun Haiyan/Yolanda.

Die Ruhe vor dem Sturm: Also, ich fang am besten mit dem 7. November (Donnerstag) an. An diesem Tag befand ich mich mit meinem Freund und meinen Eltern noch auf der Trauminsel Boracay. Hinter uns lagen vier wunderschöne, entspannte Urlaubstage. Klar hatten wir bereits die Taifun-Warnungen vernommen, aber noch schien sich auf der Insel keiner großartig darum zu scheren. Die Touristenguides am Strand erzählten zwar zwei Tage vorher, dass Parasailing-Ausflüge aufgrund des sich nähernden Sturms nicht mehr angeboten wurden, aber dabei handle es sich eher um eine Vorsichtsmaßnahme. Auch unser Schnorchelausflug am Dienstag mit Halt an der Crocodile Island (auf der Ostseite der Insel) wurde kurzfristig umgeplant – der Wellengang auf der Ostseite sei zu stark für Schnorchler. Vorsichtsmaßnahmen fand ich gut. Zwar war zu dem Zeitpunkt weder starker Wind oder Regen zu spüren, aber die Touristen möchte man auf der Touristeninsel Boracay nicht in Gefahr bringen – das ist verständlich. Und von einem Super-Taifun sprach zu diesem Zeitpunkt noch niemand.


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Jetzt aber schnell: Donnerstagmorgen – der Tag der Abreise – rief mich jedoch meine Mutter ganz aufgeregt auf dem Handy an und erzählte mir, dass sie und mein Vater bereits mit einem Hotel-Shuttlebus auf dem Weg zum Hafen seien (meine Eltern waren in einem anderen Hotel untergebracht). Mein Freund und ich sollten uns nun auch beeilen, denn der Hafen würde laut Hotel-Info um zwölf Uhr schließen und dann säßen wir auf der Insel fest und würden unseren Rückflug verpassen. Ich bin dann ganz aufgeregt zu unserer Hotelrezeption gerannt und hab nachgefragt, ob es denn eine Möglichkeit gäbe, so schnell wie möglich noch zum Hafen zu kommen. Daraufhin: kurzes Nicken und die Ansage, dass sie sich drum kümmern würden. Also bin ich wieder zurück ins Hotelzimmer gegangen. Fünf Minuten später kam dann auch schon der Anruf von der Rezeption: In zehn Minuten würde ein Hotel-Shuttlebus zur Fähre fahren. Wir müssten bis dahin aber gepackt und ausgecheckt haben. Also, alles ab in den Koffer und schnell zum Check-Out! So schnell hab ich wirklich noch nie meine Sachen gepackt und ein Hotel verlassen! Muss auch nicht wieder sein.

Unser Hotel "The District" baute am 7. November bereits Schutzwände am Strand auf (c) Valerie Till

Unser Hotel “The District” baute am 7. November bereits Schutzwände am Strand von Station 2 auf Boracay auf (c) Valerie Till

Vor verschlossenen Toren: Auf jeden Fall sind wir dann zusammen mit einem australischen Pärchen zum Hafen gebracht worden. Dort dann der nächste Schreck: die Gittertore zum Hafen waren bereits verschlossen und die Hafenwärter wollten wegen Überfüllung niemanden mehr herein lassen. Da wurde mir doch etwas mulmig zumute. Ich sah auf der einen Seite diese Masse an Menschen im Hafenbereich, die alle auf eine Fähre oder auf ein Privatboot warteten, und auf der anderen Seite die immer mehr werdenden Shuttlebusse mit Touristen, die unbedingt von der Insel runter wollten. Meine Eltern hatten es noch in den Hafenbereich geschafft, bevor die Tore geschlossen wurden. Meine Mutter fand uns dank Handykontakt auch am Tor stehen, aber selbst sie konnte die Wärter nicht überreden, uns noch rein zu lassen. Ein glücklicher Zufall meinte es dann aber doch noch gut mit uns zwei Pärchen. Unser Hotel-Fahrer hatte den Besitzer des gecharterten Privatboots und einen weiteren Hotel-Service-Menschen ans Tor lotsen können, diese sprachen noch einmal mit den Securities und schon durften wir doch den Hafenbereich betreten. Das war echt Glück, denn hinter uns schlossen sie die Gittertore wieder.

Menschenmassen am Hafen in Boracay (c) Valerie Till

Menschenmassen am Hafen in Boracay (c) Valerie Till

Platzmangel an Bord: Doch jetzt hieß es fast drei Stunden in der prallen Sonne Warten, Warten, Warten… Menschen drängten sich vor bis zur Kaimauer, stapelten dort ihre Koffer und einige sprangen sogar auf die davor liegenden Felsen, um so besser auf eines der Boote klettern zu können. Der normale Fährbetrieb wurde bereits eingestellt, Privatboote boten die letzte Möglichkeit, nach Caticlan überzusetzen. Und davon fuhren nicht mehr viele. Das Boot, was uns auf die andere Seite bringen sollte, war bei seiner ersten Fahrt bereits überfüllt. Elf Personen sollten das Boot sofort verlassen, da es sonst wegen Überfüllung nicht in See stechen konnte. Bis diese Menschen vom Boot waren, hat es auch gedauert… Klar, sie wollten nicht runter, weil sie dachten, dass sie keine andere Möglichkeit mehr hätten. Als wir (glücklicherweise meine Eltern, mein Freund und ich) dann endlich an der Reihe waren, war es gar nicht so einfach auf das Boot zu gelangen. Menschen versperrten die schmale Steintreppe zum Boot, so dass man fast einen Spagat machen musste, um hinüber zu gelangen. Endlich auf See hatte ich auch ein bisschen Bammelt. Zwar schlug das Meer nur leichte Wellen, aber im Vorfeld hatte man uns bereits vorgewarnt, dass sich die leichten Wellen in Sekundenschnelle in tosende Wogen verwandeln könnten. Was ein schönes Gefühl! Besonders, wenn nicht für alle Passagiere Schwimmwesten vorhanden waren…!

Hier zwei kurze Videos, die die Situation am Hafen zeigen:

Warten auf den Abflug: Aber es ging natürlich alles gut. In Caticlan stiegen wir in den Bus, der uns zum Flughafen Kalibo bringen sollte und nach einer fast zweistündigen Fahrt kamen wir dort auch sicher an. Am Flughafen rechnete ich mit Menschenmassen, die versuchten, einen der letzten Flüge zu ergattern, aber hier war alles ruhig. Kein Wunder, sagte mein Vater, die Mehrheit der Touristen käme ja gar nicht von der Insel Boracay herunter. Wo er Recht hatte… Auf jeden Fall warteten wir am Flughafen nun auch nochmal so sechs bis sieben Stunden, da unser Flug ständig verschoben wurde. Klar hatten wir Sorge, dass das Flugzeug gar nicht mehr fliegen würde, aber mehr außer Warten war jetzt eh nicht möglich. Von anderen Passagieren vernahmen wir, dass wir mit unserem Privatboot noch echt Glück hatten, weil sie wohl kurz nach uns keine weiteren Boote mehr aufs Wasser gelassen haben. Und auch mit dem Flieger hatten wir dann Glück: Unser PAL Express-Flug nach Manila war dann der vorletzte Flug in Kalibo, der vor dem großen Taifun noch gestartet ist. Puh!

Während des Wartens am Flughafen in Kalibo wurde der Fernseher gut im Auge behalten (c) Valerie Till

Während des Wartens am Flughafen in Kalibo wurde der Fernseher gut im Auge behalten (c) Valerie Till

Unsere Strecke vom Hotel auf Boracay (A) nach Caticlan (B) und nach Kalibo (C):

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Ankunft in der Hauptstadt: In Manila angekommen (es war bereits kurz vor Mitternacht), übernachteten mein Freund und ich gleich in einem nahegelegenen Hotel anstatt noch einmal zur Familie nach Binangonan zu fahren. Immerhin sollte unser Rückflug nach Deutschland in der Nacht von Freitag auf Samstag gehen und die Gefahr war zu groß, dass die Straßen nach Manila am nächsten Tag überflutet sein würden.

Warten und Kaffee trinken: Den nächsten Tag, Freitag der 8. November, erlebten wir ziemlich unspektakulär. Morgens waren wir noch etwas aufgeregt, weil wir nicht wussten, ob unser Rückflug eventuell gecancelt wird. Aber nachdem wir online die Flugdaten gecheckt hatten und auch das Hotelpersonal uns versicherte, dass nur nationale und nicht internationale Flüge gestrichen wurden, konnten wir aufatmen. Wir hatten dann sogar noch die Möglichkeit, uns von meiner Familie zu verabschieden, da nachmittags meine Eltern, meine Tante, mein Onkel und zwei Cousinnen nochmal nach Manila kamen. Mit ihnen zusammen gingen wir in der Manila Resort World Kaffee trinken, während es draußen immer mal wieder regnete. Als sie uns abends zum Flughafen brachten, wurde der Regen stärker und das Wasser sammelte sich auf den Straßen. Jedoch kamen wir ohne Probleme an und auch unser Flieger startete pünktlich. Von meinen Eltern erfuhr ich später nur, dass ihre Rückfahrt nach Binangonan etwas beschwerlich war, da sich das Wasser wirklich auf den Straßen angesammelt hatte – und dort gibt es ja nicht so eine gute Kanalisation wie bei uns. Außerdem war der Strom die ganze Nacht über ausgefallen. Sonst blieben sie und meine Verwandten aber glücklicherweise vom Taifun Haiyan/Yolanda verschont.

Der Weg vom Flughafen Manila (A) nach Binangonan (B):

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So…, und jetzt bin ich mal gespannt, ob das irgendwer gelesen hat. Ist nun doch etwas länger als meine normalen Blog-Einträge geworden 😉

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5 thoughts on “Urlaubsende mit Hindernissen

  1. Hi Valerie,

    zum Glück ist bei euch alles gut gegangen! Ich freue mich schon auf den hoffentlich noch folgenden Urlaubsbericht über euren Philippinen-Trip vor dem großen “Super-Taifun”;)

    Viele Grüße aus Cebu

    John

    • Hi John!
      Urlaubsberichte werden auf jeden Fall noch folgen. Bin mit einem Haufen Themen zurückgekehrt. Jetzt brauch ich bloß noch Zeit zum Schreiben 😉

      Viele Grüße aus dem kalten München,
      Valerie

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